Anton CHRISTIAN
wege durch mein staunen

Mischtechnik auf Papier, 41x32 cm
Hineingeworfen in die nackte Existenz. Nahe und nahe gehende Figuren bevölkern Bildräume, die ihre Koordinaten verloren haben. Extremer Realismus stößt auf irreale Ausweitung der dritten Dimension. Die Augen und die Augenlichter der Dargestellten fangen die Beobachter der Kunst und nicht umgekehrt. Anton Christian spürt mit solchen Medien die Grenzen zwischen Tod und Leben auf. Erst die Vernichtung oder ihre Androhung drängt das gefährdete Personal aus einem diffusen Etwas in die vorderste Bildebene, um die Betrachter an einem Kampf um das Weitere teilhaben zu lassen, drängt die gefährdete Existenz aus dem Kopf des Künstlers in die reichen Skizzenbücher und von dort auf die großen Formate, um nochmals schmerzhaft verwandelt zu werden. Ein Kleinkind füttert die liegende Mutter, die am Schlaganfall gestorben ist. Die Logik des Überlebens ist zugleich die Bildlogik. Im farbigen Exzess werden buchstäblich brennende Themen aufgespießt und entwickeln im Schaffensvorgang ein heftiges Eigenleben auf dem Bildträger, der uns zur Spurenlese und zur Jagd auf die nackte Existenz auffordert.
Markus Neuwirth