Matthias BERNHARD
>Amsel & Enten -
Ein fiebrig verliebter Abgesang
oder helle Bilder des Winters<

Öl auf Leinwand, 223 x 92cm
Zur Malerei Matthias Bernhard´s
Motivation statt Motiv. Es ist zunächst die Kraft der Farbe, Farbe als Material und Farbwert und ein prozess- und zustandsgebundener Malakt, der die Bilder Matthias Bernhards aufrührerisch und überbordend bestimmt. Mit Pinsel oder direkt aus der Tube aufgetragen, pastos organisch wachsend oder zart schimmernd, fast ohne Farbmaterial gemalt sind Bernhards Bilder immer auch eine Reflexion über das Malen, über dessen medienimmanenten Möglichkeiten neue Wirklichkeiten zu schaffen aber auch über die jahrhundertealte Geschichte der Malerei. Denn es trifft hier die sinnlich pralle Haltung der barocken Ölmalerei auf eine lasierende Wirkung wie wir sie von der mittelalterlichen Temperamalerei kennen, aber auch aus der amerikanischen Farbfeldmalerei der 1950er Jahre, insbesondere Morris Louis. Daraus und aus den Erfahrungen von Outsider Kunst, der „ecriture automatique“ der Surrealisten und dem „all over painting“ Jackson Pollocks schöpft die Malerei von Matthias Bernhard.
Matthias Bernhards Malen ist ein Verdichten über die Zeit bis das Bild „aufblüht“ (Bernhard). In der Künstlerkategorisierung Bazon Brocks ist Bernhard als Erlösungssucher dann auch eindeutig der Gottsucherbande zuzurechnen. Im konzentrierten Malakt, lotet er die handwerklichen wie atmosphärischen Möglichkeiten der Malerei aus, entwickelt er seine Bilder aus der Arbeit heraus. Jedes Bild fordert hier seine eigene Lösung, die letztlich – und das hält diese Malerei in Bewegung und offen - aber immer nur eine Version aller möglichen Lösungen ist. Bernhard orientiert sich an der Materialität der Farbe, der Malakt ist emotional und körperlich, und zustandsgebunden. Es sind die sinnlichen Qualitäten von Oberfläche, Textur, Farbwert jene Faktoren, die das Malen weiterbringen. Bernhard folgt dabei ausschließlich malerischen Gesetzmäßigkeiten. Damit entsteht eine Wirklichkeit des Bildes, eine Wirklichkeit die sich durch die reine Anschauung generiert.
Mit Martin Heidegger geht der Maler hier der Sache auf den Grund. Heidegger verweist in seinem berühmten Aufsatz “Der Ursprung des Kunstwerkes“ (1935) auf das Dingliche des Kunstwerkes als Träger von Eigenschaften, als Einheit einer Empfindungsmannigfaltigkeit und als geformter Stoff. Kein Gegenstand steht das Kunstwerk in sich selbst, es eröffnet seine eigene Welt. Besonders Heideggers „Empfindungsmannigfaltigkeit“ wird von Matthias Bernhard eingelöst. Nach der rationalen Moderne, dem ersten technisierten Weltkrieg und der folgenden Fortschritts- und Gewinnmaximierungsideologie wird in einer vehementen Ich-Behauptung auf existentielle Grundfragen wie Liebe, Ekstase und Tod Bezug genommen, das Kunstwerk zum Fetisch. Wenn nach Aby Warburg Kulturen in symbolischen und rituellen Prozessen einen Raum für die Distanzierung von einer universalen Urangst schaffen, dann sind Bernhards Bilder kulturelle Signifikanten einer individuellen Angstverarbeitung, gegen die Technomaschine und eine akute digitale Totalsimulation (Hans Ulrich Reck).
Matthias Bernhard Malerei ist aber auch in einer österreichischen Tradition verortet, insbesondere jener der von 1958 bis 1975 gemeinsam auftretenden Gruppe „Wirklichkeiten“. Hier sind es vor allem die expressive „Seelenmalerei“ von Franz Ringel, aber auch der frühe Kurt Kappa Kocherscheidt und Peter Pongratz, die Bernhards Malerei fruchtbare Impulse gegeben hatten. Kocherscheidts Forderung über die Ratlosigkeit und nicht über eine Assoziation ins Bild einzusteigen ist für Matthias Bernhard ebenso gültig wie Heimrad Prems Überlegung „ Die Malerei wäre sehr einfach, wenn wir nicht wegen der schönen Berglandschaft Maler geworden wären, sondern wegen der Malerei.“ Matthias Bernhard malt der Malerei willen und verortet sich in einem breiten aber überaus dichten Bezugsfeld, das von „Spur“, „Cobra“, den amerikanischen Expressionisten Arshile Gorky und Phillip Guston, den dämonischen Masken James Ensors bis zur Kunst von Aussenseitern wie Adolf Wölfli oder dem Gugginger Künstler Johann Hauser führt.
Matthias Bernhard malt aber auch, weil er den Möglichkeiten auf die Sprünge hilft, sich als Künstler mit existentiellen Fragestellungen und deren Sichtbarmachung einer Magie des Bildes gegenüber verantwortlich zeigt.
Mag. Günther Moschig
Wir haben die Ausstellung vom 05. Mai bis 17. Juni 2014 von Montag - Freitag 10.00 bis 12.00 und 15.00 bis 18.00 Uhr, Samstag 10.00 bis 12.00 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung für Sie geöffnet.